Facetten des Niederdeutschen
Schnipsel
Sprachgeschichte: Sächsische Kaiserzeit
In den Anfängen des Deutschen Reiches, im 10. Jahrhundert als die Sachsen die Kaiser stellten, ist Deutschland sprachlich tief gespalten.
Im Norden lebten neben den Friesen die Sachsen, deren Sprache Altsächsisch sich - relativ - wenig in den drei, vier Jahrhunderten zuvor verändert hatte. Südlich der Grenze des sächsischen Herzogtums hatte sich dagegen bei den Stämmen der Franken, Alemannen und Baiern ein dramatischer Wandel vollzogen, der zusammenfassend als "Zweite Lautverschiebung" bezeichnet wird.
Verwirrender noch, dass die Lautverschiebung bei den südlichen Stämmen unterschiedlich weit voran geschritten war, insbesondere bei den Franken. Die am Niederrhein und den heutigen Niederlanden lebenden Franken nahmen an der Lautverschiebung gar nicht teil.
Die Deutschen verstanden sich nicht.
Die Verkehrssprache war Latein. Latein blieb bis ins späte Mittelalter die Hauptschreibsprache: Vom 10. Jahrhundert ab fand "praktisch keine deutsche Zeile mehr den Weg auf Pergament". (dtv-Atlas z. dt. Sprache, S. 75)