Facetten des Niederdeutschen

Schnipsel


kleen, lütt, lüürlütt, Lüür


Das gängige plattdeutsche Wort für klein ist lütt, aber auch kleen wird gebraucht.

Kleen ist keineswegs aus dem Hochdeutschen übernommen, wie (unwissende) Apologeten des "echten und reinen Plattdeutsch" immer wieder behaupten (und Klaus Groth vorwerfen. So gibt es die "verbesserte" Liedfassung des "Mien Johann" mit dem Text "Ik wull, wi weern noch lütt, Jehann" (songtexte.com))

Klein war schon im Altsächsischen in Gebrauch: klēni ’zart, schlank, klug, scharfsinnig‘, und auch im Mittelniederdeutschen klēne ’dünn, zierlich, wenig‘. Allerdings hat das Wort einen Bedeutungswandel vom Mittelniederdeutschen zum Neuhochdeutschen vollzogen (vgl. dazu z.B. Niederdeutsch kleen in Schleswig-Holstein J0RGENSEN).

Lütt ist die gängige Bezeichnung für klein als Gegensatz zu groß.

Wenn etwas besonders klein ist, sagt man auch lüerlütt / luurlütt. Das lüer legt nahe, dass es lediglich eine Verstärkung im Sinne von sehr bedeutet. Dazu Mensing (III, 550): "Der Ursprung und Sinn von lür ist schon früh verdunkelt (..) So bildete man die weitere Verstärkung lürlürlütt und übertrug die vermeintliche Vorsilbe auch auf das Adjektiv lies: he keem luurlies `ganz leise´.

Richtig ist jedoch: Die Vorsilbe leitet sich aus Lüür / Luur ab (altsächsisch luthara, mittelniederdeutsch lûder), das `Windel, Wickelkleid der Säuglinge´ heißt. Lüerlütt / luurlütt heißt also: ganz klein, so wie ein Kind in Windeln.