Facetten des Niederdeutschen
Schnipsel
aus alten und neuen Wörterbüchern: krüüsch
1755 Richey 1755 S. 141 >>> :
"krudauisch: lecker im wehlen. Ist ein sonderliches, und vielleicht nicht allen bekanntes Wort, welches hier zwar von einigen gebrauchet, aber nicht auf einerley Art ausgesprochen wird. Vielweniger wüßte ich davon einen wahren und gewissen Ursprung anzugeben."
1767 BremWB II 884 >>> :
"Krüesk, lecker, eckel oder zart im Wählen, dem nichts leicht gut genug ist. Wes nicht to krüesk: Sey nicht zu wählerisch. S. auch Str. in den Zusätzen. Man könnte es herleiten vom obigen krüen, bekrüen oder bekrüden, sich etwas zueignen: oder auch vom Fr. curieux, wofür der gemeine Mann hier auch kerjeesk spricht. In Hamburg sagt man krüdauisch. R. In Stade krüdatsch: welches man füglich von Kruud, Krüde, Gewürz und eten essen herleiten kann. Es würde also eigentlich einen anzeigen, der keine schlechte, sondern gewürzte und den Gaumen reizende Speise haben will."
1781 Dähnert 1781 S. 257 >>> :
"krüdsch: v. Lecker im Essen."
"Krüden v. das beßte vom Essen, das man auf dem Teller hat, aussuchen."
1801 Schütze Bd. 2, S. 358:
"Krüsch (Kr. G.) auch krüdauisch, auch krudatsch (Hamb. Alt.): lecker im Wählen. Ein Wort, dessen Ursprung Richey, ich und andere nicht wissen."
1931 Mensing III, 352:
"Das viel umstrittene, im Mittelniederdeutschen nicht belegte Wort ist in der Normalform krüsch durch die im Niederdeutschen häufige Umstellung des r (Metathesis) aus kürsch entstanden, das zu küren "wählen" gehört.
1956 Wossidlo/Teuchert IV, 699:
"Ableitung von Krud Gewürz (...) oder von Krüde bereitet wegen der Bedeutung Schwierigkeiten; wohl aber paßt das von Dähnert angeführte Verb krüden das Beste vom Essen, das man auf dem Teller hat, aussuchen; die von Mensing vorgeschlagene Herleitung aus kürsch wählerisch unter Umstellung des r scheitert an der Vokaldauer, da sich dabei nur eine Form *kroesch ergeben könnte."
2000 Hamb.Wb: Sp. 1311:
"zuerst 1730 als Komparativ: kruescher. (...) Wohl Ableitung von Kruut in der Bedeutung Gewürz. Niederdeutsches Korrespondenzblatt 28, 95."